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KNOPILOT
Seit einem Vierteljahrhundert auf der Bühne
Er braust mit seiner Rakete durchs Quartier und sammelt illustere Geschichten, diese hüllt er in hypnotische bis treibende Lieder. Dabei fühlen sich die deutschen Texte mehr dem Schiefen, die Musik mehr dem Schrägen verpflichtet. Eine wohltuende Abwechslung in einer Welt voller breitbeiniger Gitarren-Bands mit Cowboy-Texten über gebrochene Herzen und Motorräder.

KNOPILOT AM MIKROFON
Von Lyenne Perkmann
Er ist Geschichtensammler, Komischerweise-Schlagzeuger, und grosse Ansagen sind nicht so sein Ding. Manuel Knobel alias Knopilot veröffentlichte unlängst sein neues Album «Bewährungshelfer» und erzählt uns, wie es dazu gekommen ist.
«Ich bin jemand, der etwas konsumiert, bis er’s nicht mehr sehen kann. Die letzte Phase war Ryan Adams, ohne B – ein melancholischer Amerikaner, bei dessen Songs dich meist ein bisschen Liebeskummer überkommt», schildert Manuel Knobel.
Auf musikalischem Rundflug
Der Sänger und Songschreiber lebt heute in Zürich, aufgewachsen ist er in Luzern. Die Musik prägte ihn schon als Kind: «Damals lief viel Ideal, Trio, Nena oder Erste Allgemeine Verunsicherung am Radio, später prägten auch Tocotronic oder die Sterne. Die haben mich bestimmt beeinflusst, aber das merkte ich oftmals erst, als ich sie zu einem späteren Zeitpunkt wiedergehört habe.»
In den Neunzigern hob er mit der Grunge-Band Zeugen Utopias in Luzern ab, machte über die Jahre einige musikalische Abstecher – unter anderem als Teil des Elektro-Duos Kunz und Knobel, Der Dax oder Die Formfehler – und landete schliesslich mit den Knopiloten wieder auf dem Sedel. Wenig später beschloss er, als einziger Knopilot mit Begleitband durchzustarten. Am 10. Oktober 2020 erschien sein neues Album: «Bewährungshelfer».
Bad Religion, Bücher von Wolf Haas und Filme von Aki Kaurismäki konsumiert er besonders gern – aber vor allem erstere. «Obwohl die Punk-Rock machen, was ich nicht mache, auf Englisch singen, wie ich nicht singe, über die USA, wo ich nicht lebe… Aber», meint er dann darin eine Verbindung zu sich selbst zu sehen, «die gehen einfach auf die Bühne, ohne vorbereitete Show, so scheint’s, ohne grosse Ansagen, die sagen dann einfach irgendöpis.» Knobel hat aufgehört, Ansagen für seine Konzerte vorzubereiten. «Ich persönlich mag es lieber, wenn ich merke, diese Person auf der Bühne ist sich selbst.» Das spiegelt sich auch in seinen Songtexten wider. Sie erzählen Geschichten aus seinem persönlichen Umfeld – profan, komisch, brutal, schön, fremd und irgendwie doch vertraut. «Es sind auch oftmals Dinge, die nicht so rund laufen.»
Ein neues Album, keimfrei
Auf dem Sedel wurde geprobt, es gab sogar schon erste Konzerte, dann kam der Lockdown. Um während dieser Zeit etwas zu tun zu haben, wurde beschlossen, das Album aufzunehmen. «Ich war noch ein letztes Mal in Luzern, um die Drums aufzunehmen, dann Bass und Gesang bei mir Zuhause. Der Gitarrist tat dasselbe bei sich und schickte mir die Aufnahmen. So funktionierte das alles Corona-konform.» Gemischt wurde das Album von Tobi Gmür.
Was die Leute fragen…
«Das fragen mich viele Leute: Was machst du für Musik? Und dann fange ich manchmal an, die verschiedenen Instrumente aufzuzählen. Du kannst stundenlang versuchen, ihnen deine Musik zu erklären, und kommst dabei vielleicht nicht sehr weit, oder aber du kannst sie ihnen einfach kurz abspielen.»
…und was sie dazu nicht sagen
«Ich finde es schade, dass die Leute viel zu ängstlich sind – vor allem in der Schweiz. Vielleicht finden sie das Album schlecht oder mittelmässig, trotzdem sagen sie: «es ist gut.» Ich fände es interessant, würde es jemand als «katastrophal» bezeichnen.
Mir hat mal jemand gesagt, er fände das letzte Album schlimm. Dann fragte ich ihn, welche Musik er denn so höre und er verwies auf Roland Kaiser, Helene Fischer. Dann ist das doch gut – wenn die Leute, die Roland Kaiser und Helene Fischer hören, meine Musik schlimm finden, ergibt das irgendwie Sinn.»
Eine Frage der Knobination
Knobel schreibt die Songs für sich allein, nur das Arrangieren liege ihm nicht so. Mit David Troxler am Schlagzeug und Michael Mathis an der Gitarre funktioniere das aber perfekt. «Es ist einfach, gute Songs zu schreiben, aber den passenden Musikstil zu finden, das ist schwierig», erläutert er. In Winterthur spielt er noch bei einer anderen Band, Publikumsmagnet, und «komischerweise Schlagzeug». Das habe er sich mehr oder weniger selbst beigebracht.
